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Das Outing meiner Depression am Arbeitsplatz: Ein persönlicher Erfahrungsbericht

Aktualisiert: 20. Nov. 2024

Psychische Erkrankungen betreffen Millionen von Menschen weltweit. Dennoch sprechen nur die wenigsten Betroffenen offen darüber – besonders im beruflichen Kontext. Die Angst, als weniger leistungsfähig wahrgenommen oder gar benachteiligt zu werden, hält viele davon ab, ihre Situation öffentlich zu machen. Gleichzeitig gibt es Menschen, die den Wunsch verspüren, ihre Geschichte zu teilen, um ein Zeichen zu setzen und Vorurteile abzubauen.


Auch ich habe mich entschieden, offen mit meiner Depression umzugehen. Hier teile ich meine persönliche Geschichte, die Hintergründe meiner Entscheidung und meinen Weg zu einem neuen Verständnis von Stärke.


Bild von mir


Die Entscheidung, offen zu sein

Als ich beschloss, meine Depression am Arbeitsplatz offenzulegen, war mir bewusst, dass ich damit nicht nur positives Feedback erhalten würde. Es war ein Risiko. Mein Vorgesetzter war von Anfang an eingeweiht, doch vor meinen Kolleginnen und Kollegen hatte ich bisher geschwiegen. Für mich stand jedoch fest: Ich wollte keine Energie mehr darauf verwenden, meine Krankheit zu verbergen. Stattdessen wollte ich zeigen, dass psychische Erkrankungen genauso zur menschlichen Erfahrung gehören wie physische – und in unserer Gesellschaft dieselbe Akzeptanz verdienen.


Mein Ziel war es, Vorurteile abzubauen und klarzustellen: Eine psychische Erkrankung macht niemanden schwach. Im Gegenteil – der Umgang damit erfordert Stärke.


Persönliche Motivation: Mein familiärer Hintergrund

Meine Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen hat viel mit meiner eigenen Lebensgeschichte zu tun. Als mein Vater schwer psychisch erkrankte und arbeitsunfähig wurde, war ich erst 16 Jahre alt und absolvierte gerade ein Praktikum. Ich erlebte damals, wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen hinter vorgehaltener Hand über ihn lästerten. Sein Leid wurde zum Gegenstand von Klatsch und Tratsch – eine Erfahrung, die mich tief prägte.


Ich wusste: Das wollte ich für mich selbst niemals erleben. Stattdessen wollte ich mit meinem Outing zeigen, dass psychisch erkrankte Menschen keine Opfer sind, sondern starke Persönlichkeiten, die nicht nur heilen, sondern auch wieder voll leistungsfähig werden können.

Mein Outing: Ein Schritt in die Öffentlichkeit

Der entscheidende Schritt kam im Oktober, als ich ein Video auf Social Media teilte, in dem ich über meine Depression sprach. Dieses "Outing" nahm mir eine enorme Last von den Schultern. Anfangs versuchte ich, makellose Posts zu erstellen, doch bald erkannte ich, dass Authentizität der Schlüssel ist. So wurde Social Media für mich zur Plattform, um anderen Betroffenen Mut zu machen und aufzuklären.


Mein Outing wurde von vielen meiner Kolleginnen und Kollegen positiv aufgenommen. Ich erhielt zahlreiche liebe Nachrichten mit herzlichen Glückwünschen, und ich bereue diesen Schritt keineswegs. Natürlich kann ich nicht für alle sprechen und weiß nicht, was jeder Einzelne darüber denkt, aber das ist für mich auch nicht entscheidend. In meiner Abteilung habe ich das Gefühl, dass ein offenes und verständnisvolles Miteinander herrscht. Aktuell finde ich mich in diesem Umfeld sehr wohl und unterstützt. Natürlich kann ich nicht genau vorhersagen, wie es in der Arbeit sein wird oder wie man mir dort begegnen wird. Mein Outing habe ich während meines klinischen Aufenthalts gemacht, und ich befinde mich immer noch in dieser Phase. Ich hoffe jedoch, dass mein positives Gefühl mich nicht täuscht und dass ich auch im Arbeitsumfeld auf Verständnis und Unterstützung stoßen werde.


Mein Outing war jedoch nicht nur ein persönlicher Befreiungsschlag, sondern entwickelte sich zu einem Herzensprojekt. Ich gründete einen Blog, auf dem ich regelmäßig Artikel über psychische Gesundheit veröffentliche, und poste fast täglich auf meinen Social-Media-Kanälen. Damit möchte ich nicht nur Betroffene, sondern auch Angehörige und Kolleginnen und Kollegen erreichen. Mein Ziel: eine offene und wertschätzende Diskussion über psychische Erkrankungen fördern.


Mein aktueller Weg: Therapie und Klinikaufenthalt

Derzeit befinde ich mich in einer Therapie und nehme zusätzlich die Unterstützung einer Klinik in Anspruch. Mein Ziel ist es, Schritt für Schritt wieder arbeitsfähig zu werden – und dabei merke ich täglich, wie weit ich schon gekommen bin. Trotz meiner Depressionen habe ich viele Fortschritte gemacht, auf die ich sehr stolz bin. Besonders meine Aktivitäten auf Social Media und mein Blog bedeuten mir viel: Sie geben mir nicht nur eine Stimme, sondern auch das Gefühl, Teil einer wichtigen Bewegung zu sein, die für Akzeptanz und Verständnis kämpft.


Die Arbeit an meinem Blog und meine Offenheit in den sozialen Medien sind für mich nicht nur Bewältigungsstrategien, sondern auch Ausdruck meiner persönlichen Entwicklung. Jeder Post, jeder Artikel, jede Interaktion ist ein Beweis dafür, dass ich wachsen und etwas bewegen kann – trotz, oder vielleicht gerade wegen meiner Depression.


Warum Offenheit wichtig ist

Für mich ist der offene Umgang mit meiner Depression ein wichtiger Beitrag, um die gesellschaftliche Wahrnehmung psychischer Erkrankungen zu verändern. Es ist an der Zeit, dass wir psychische Krankheiten als das akzeptieren, was sie sind: Teil des Lebens. Nur durch Offenheit können wir Verständnis schaffen und die Stigmatisierung brechen, die so viele Betroffene zum Schweigen zwingt.


Ich hoffe, dass meine Geschichte anderen Mut macht, ihren eigenen Weg zu finden – sei es durch Offenheit oder auf andere Weise. Denn eines ist sicher: Niemand ist allein.


Fazit

Das Outing meiner Depression am Arbeitsplatz war eine bewusste Entscheidung, die mit Risiken, aber auch mit großer Erleichterung verbunden war. Es ist meine Überzeugung, dass psychische Erkrankungen nicht länger ein Tabuthema sein dürfen. Mit meinem Blog, meinen Social-Media-Aktivitäten und meiner eigenen Entwicklung möchte ich ein Zeichen setzen: für Akzeptanz, für Heilung und für die Stärke, die in jedem von uns steckt.

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